Die Tür zur sechsten Saison in der Bundesliga ist aufgestoßen. Dit eene Jahr Urlaub zieht sich janz wunderbar hin.
Premiere in diesem Jahr – wir beginnen mit einer Auswärtsfahrt. Nach Mogontiacum.
Wie ja bei fast allem, was so besonders links am Rhein liegt, hatten die ollen Römer ihre stadtgründerischen Finger da mit drin. Zur Colonia reichte es nicht, was uns Nachgeborenen ein Grund zur Freude sein sollte. Ein Köln ist schließlich eindeutig genug Köln. Und vielleicht hat ja die von ihnen eingeführte Fußbodenheizung ja nicht nur Schneisen in die germanischen Wälder geheizt, sondern vielleicht indirekt damit zu beigetragen, dass keine tausend Jahre nach dem Untergang des weströmischen Reiches ein gewisser Gutenberg1 den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden hat. Ihr wisst ja, warme Füße und kühler Kopf… Und letztlich, zöge man eine technologische Linie, ist der Mann auch dafür verantwortlich, dass auch ich hier alberne Dummheiten wie diese hier schreiben kann. Also zukünftig alle Beschwerden oder Lobhudeleien an die Landesregierung von Rheinland-Pfalz richten, denn vermutlich kann nur diese, in irgendeiner Form der Rechtsnachfolge stehend, die wirksam bearbeiten.
Und bitte, treten Sie aus dem Türbereich.
Mit der Milde des Wissenden, der an vielen Spieltagen der Bundesliga die eigene Beförderung der Deutschen Bahn überlassen hat, schaute man in der EM-gefüllten Sommerpause schon ein wenig belustigt, auf das Erstaunen der EM-Fans, deren Klischees über Deutschland an der Realität Deutsche Bahn zerschmetterten. Nichtsdestotrotz vertrauen wir uns auch diese Saison wieder der Bahn an und ersparen uns den Spott über die Verkehrskonzepte anderer Bundesligastandorte. Für die meisten von diesen Konzepten würde man vermutlich in Berliner Ämtern aus denselben gejagt und zum Sterben im Berliner Eiskeller ausgesetzt.
Unsere letztjährige Hubstation FFM-Hbf scheint für unsere Umsteigeoptionen ein wenig abgeschnitten zu sein. Frankfurt/Süd und Flughafen werden uns wohl diese Saison vertrauter werden.
Mit noch immer ausreichend reichlich Zeit erreichen wir Mainz Hbf und treten auf den sonnigen Vorplatz. Gegenüber locken einige bier- und getränkeausschenkende Lokalitäten zum einen mit ihren Angeboten und zum anderen mit im Schatten liegenden Sitzplätzen. Bei einem ersten Getränk schauen wir auf ebenjenen Bahnhofsvorplatz und mir kommt der Gedanke, dass früher diese Plätze vor einem Bahnhof dem Ankommenden wie ein Eingang in die jeweilige Stadt vorgekommen sein mussten. Bei unserem fängt es schon damit an, das man in ihm stehend nicht auf Anhieb sagen kann, wo die Washington- und Europaplatzseite sich befinden. Und wenn man diese dann betritt, ist der Gedanke, man sei versehentlich in die Abstellkammer geraten, sicher nicht der abwegigste.
Nun… treten Sie doch aus dem Türbereich, bitte!
Der Shuttle zum Möbel… äh Stadion ist zügig unterwegs. Der lange Marsch, der Mao sicher erfreut hätte, von der Stelle, wo man aus dem Bus muss, hin zu dem Punkt, wo man das Stadion betreten darf, ist je nach Jahreszeit entweder als einer durch’s Death Valley oder die sibirische Tundra bekannt. Tundra war es diesmal nicht. Der in leichten Brisen daherkommende Sommerwind bringt ein wenig Abkühlung. Der Einlass ist im Vergleich zur Vorsaison extrem unauffällig. Naja, die EM ist ja auch vorbei. Da ist dann auch die Ordnungsmacht wieder vergleichsweise zurückhaltend unterwegs. Motto: Die Freiheitsbeschränkungen haben wir zwar an Euch getestet, aber eigentliches Ziel waren natürlich die anderen. Weswegen die InnenpolitikerInnen um sich herumfaesern und ständige Grenzkontrollen als Lösung aller Probleme proklamieren.
Treten Sie endlich aus dem Türbereich!
Auch in diesem Jahr war der Wasserabkauf wie schon vor zwei Jahren vermutlich wieder höher als der von Bier. Ein Beweis, dass vernünftiges Handeln möglich ist. Das Spiel war dem Pokalspiel ähnlich zäh. Nur, dass der Erstligist Mainz sich mit Weitschüssen besser zu helfen wusste als der Greifswalder FC die Woche zuvor. Auch wenn der Ball dafür ruhen musste. Und wieder mussten es die von der Bank richten.
Ein Punkt zum Auftakt ist ok. Aber wenn die Gedanken zum Angriffsspiel wandern, dann fühlt man sich wie ein Eintrachtler der letzten Saison, die ja bis zum Saisonende nach einem Stürmer jammerten. Also mal kurz aus dem Türbereich treten und man sieht, dass wir ja welche haben. Sicher keine Zwanzig-Tore-Stürmer, hatten wir aber in der Bundesliga nie. Wir hatten Überraschungen wie Taiwo oder Kevin. Vielleicht wird im zweiten Anlauf Jordan die Überraschung. Zu wünschen wäre es ihm.
Mittlerweile stehen wir wieder auf dem Bahnhofsvorplatz, der ordentlich die tagsüber getankte Wärme in den frühen Augustabend abstrahlt.
Mit einem kleinen Versorgungspaket ausgestattet machen wir uns auf zu dem Regio, der uns mal eben nach Frankfurt/Flughafen bringen soll. Hier beginnt jetzt ein kleines Drama im rheinhessischen Regionalverkehr. Moderne Zugtüren sind hochsensible technische Einrichtungen und vor allem mit Sicherheitseinrichtungen versehen. Abgetrennte Gliedmaßen sind kein schöner Anblick, besonders in Nahverkehrszügen könnte so dem einen oder anderen der Appetit auf sein Eibrötchen verleidet werden.
Andererseits kann es bei einer annähernden hunderprozenzentigen Auslastung dazu kommen, dass Reisende sich dem Gefahrenbereich schließende Tür so sehr nähern, dass der Annäherungsalarm ausgelöst wird – Treten Sie bitte aus dem Türbereich! Es ist eine automatisierte Ansage, die gesteigert wird durch persönliche Ansprache des Lokführers, der auch darauf hinweist, woran man die betroffene Tür erkennen kann. Ja, es ist die noch geöffnete. Einen guten Drei-Stufen-Plan macht aus, dass er drei Stufen hat. Die dritte Stufe schließt zwar die Türe auch nicht, bittet aber alle Fahrgäste den Zug zu verlassen. So stehen wir alle wieder auf dem Bahnsteig und die Server des DB-Navigator surren, weil alle nach alternativen Reiseoptionen suchen. Plötzlich werden wir aufgefordert, den gerade verlassenen Zug wieder mit uns zu befüllen, er führe nun doch. Uns wird zugetragen, dass unsere Szene wohl einen Spaziergang durch Mainz angedeutet hat, würde man den Anschlusszug in Frankfurt/Flughafen nicht erreichen. Auf der Fahrt dahin werden wir an jedem zweiten Halt darin erinnert, wie gefährlich der Aufenthalt im Türbereich ist.
Trotz dieser Gefährdungen erreichen wir den Bahnhof am Flughafen. Auch haben wir noch genug Zeit, unsere Vorräte aufzufüllen. Der ICE nach Berlin gefällt sich in einer pünktlichen Ankunft, so scheint die vorletzte Etappe ein leichter Galopp zu werden. Bis Wolfsburg ist das alles auch so, doch die olfaktorisch sensibleren ReisebegleiterInnen nehmen einen rauchigen Geruch wahr, der nicht von Tabakerzeugnissen zu stammen scheint und damit nichts wirklich Gutes verheißt. Das bestätigt sich als der Zug bei Stendal “rechts” abbiegt und Richtung Magdeburg fährt. Der leichte Galopp wird nun doch für unsere etwas ermüdeten Körper zum Military-Ritt.
100 Minuten später als geplant, endet die erste Auswärtstour am Ostbahnhof.
Wir treten endgültig aus dem Türbereich.
Fazit zum ersten Spieltag: Andrej Kramarić schoss einen Hattrick gegen Kiel2. Erinnert Ihr Euch noch, welcher Verein letzte Saison einen Hattrick am 1. Spieltag schoss und dessen weiterer Saisonverlauf ein schwieriger war? Vielleicht klappt es ja diesmal mit Hoffenheim.
- Wichtig, hier immer auf die Anzahl der zu verwendenden ‘t’s achten, sonst kommt man ganz schnell auf ein falsches Gleis. Der mit den zwei Ts hat nicht nur drucken, sondern auch gleich schreiben lassen. ↩︎
- Wie sehr hasst die DFL eigentlich den Fußball, die Störche zu ihrem allerersten Bundesligaspiel auswärts antreten zu lassen? Das ist ja so, als ob man im allerersten Spiel gegen Salzburg/Nord zu einem Testspiel mit vorgeschriebener Ergebniswertung ran müsste. ↩︎