Am 01. September war es mal wieder so weit: der „Verein Infizierter Rotweißer Union-Supporter“ (kurz Eiserner V.I.R.U.S.) lud zusammen mit dem 1. FC Union Berlin und dem Bezirk Treptow-Köpenick zum 21. Union-Drachenboot-Fun-Cup an die Olympia-Regattastrecke nach Grünau.
Und wenn der Eiserne V.I.R.U.S. ruft, kommen sie natürlich alle: Ob als Vertreter der Ultras (Wuhlesydikats, Hammerhearts, Szene Köpenick) oder als Union-Fanclub mit solchen wohlklingenden Namen wie „Die Ultrasüßen“, die „Eisernen Kubik-Elfen“, „DIE UNSINKBAREN“, die „Eisenharten Drachentöter“ oder wir als Grenzenlos EISERN. Selbst aus Norwegen und Wales reisten die Union-Fanclubs „Bamsegjengen“ und die „Welsh Union Kings“ wieder an, um sich im Kreise der rot/weißen Union-Familie mit max. 18 weiteren Unionern in ein Drachenboot zu setzen und zu versuchen, irgendwie gleichmäßig paddelnd – vor allem nicht kenternd – ins Ziel zu gelangen.
Zusammen mit dem Weihnachtssingen unseres Vereins in unserem Wohnzimmer im Stadion An der Alten Försterei jährlich am 23. Dezember – was mittlerweile mit weihnachtlicher Besinnlichkeit leider nichts mehr zu tun hat und eher eine Touriatraktion geworden ist, ist der Drachenboot-Fun-Cup das bekannteste und größte Fan-Event im Jahreskalender eines jeden Unioners und tatsächlich noch von Fans für Fans veranstaltet.
Bereits zu Beginn des Jahres mussten sich die Teams beim V.I.R.U.S. anmelden, um am Rennen am letzten Augustwochenende mit teilnehmen zu können. Insgesamt meldeten sich 66 Union-Drachenboot-Teams an, um die 200-Meter-Speedstrecke so schnell wie möglich zu absolvieren, wobei auch bei dieser Ausgabe wieder in 2 Ligen, den „Amateuren“ und „Profis“ gestartet wurde, sodass es untereinander doch ein gleichwertiges Kräftemessen mit ganz viel Spaß war. Nennen wir es ein gutes Omen: Seit unserem Aufstieg aus der „Amateur“- in die „Profi“-Klasse sind wir – wie unser Herzensverein – nie aus der 1. Liga abgestiegen. Oder sollte das Ommen andersherum Gültigkeit haben? Egal … für uns hieß es auch in diesem Jahr „MIT ALLER GEWALT KLASSENERHALT“. Genau wie bei unseren Fußballgöttern.
Als „Profis“ gelten die 15 schnellsten Boote des Vorjahres, wobei die Plätze 11-15 aus der „Profi“-Liga im kommenden Jahr wieder bei den „Amateuren“ unterwegs sein werden und im Gegenzug die besten 5 der „Amateure“ – also des restlichen Starterfeldes – im kommenden Jahr sich mit den „Profis“ messen können. Wer die 200-Meter-Strecke in der Regel unter 1 Minute schafft, hat dabei große Chancen zu den besten 15 Teams zu gehören. Auch wenn hier öfters die Bezeichnungen „Profis“ oder „Amateure“ fallen, haben doch alle Teams eine Gemeinsamkeit: sie trainieren wenig, sporadisch oder überhaupt nie – einzig der Spaß, sich zusammen in ein großes Drachenboot mit 18 Gleichgesinnten zu setzen, dass vollbesetzte Boot in Schwung zu bringen und unter Aufbietung aller Kräfte 200 Meter weit ins Ziel zu paddeln, zählt.
Dass das Thema Gewicht bei Unionern nicht ganz unwichtig ist, zeigt das Beispiel der „Eiserne Kubik-Elfen“. Um Mitglied bei den Kubik-Elfen zu werden, muss Mann nicht nur Unioner sein – das versteht sich von selbst – sondern ein Mindestgewicht von 100 Kilogramm auf die eiserne Waage bringen. Frauen können ab 80 Kilogramm Mitglied werden. Sitzen dann max. 18 eiserne Elfen in einem Drachenboot, befindet sich die Wasserlinie ziemlich gefährlich am oberen Rand des Bootes. Das vollbesetzte Drachenboot dann in Schwung zu bringen, kostet schon einiges an eiserner Kraft und eisernen Willen.
Obwohl unser ausgegebenes Ziel der Klassenerhalt war, also ein Platz unter den besten zehn Teams, hatten wir uns dennoch eine Verbesserung unserer letztjährigen Bestzeit vorgenommen. Eine Zeit unter 1 Minute bzw. unter 59,88 war unser großes, hehres Ziel. Dafür haben wir immerhin 1 Jahr mal etwas mehr, mal etwas weniger trainiert. Da unser Boot mehrere gesundheitsbedingte Absagen verkraften musste, bekamen wir kurzfristig mit Ines, Sandra, Nicole, Vicky und Gaby von unseren Freunden vom Poeler INSELSTURM eine tatkräftige Unterstützung. Erstklassig eingestellt durch unseren Taktikfuchs Bea gingen wir mit viel Vorfreude und etwas Aufregung in unseren ersten Lauf. Völlig ausgepumpt im Ziel angekommen trauten wir unsren Augen nicht. Auf der großen elektronischen Anzeigetafel prangte hinter unserem Namen eine 56,80. Bereits im ersten Lauf unsere bisher beste Zeit aus dem Vorjahr um sage und schreibe 3 Sekunden verbessert. Besser geht’s nicht mehr … dachten wir zumindest.
Eine Mittagspause bzw. drei Stunden später stiegen wir erneut ins Boot und machten uns auf, ho Lauf zwei für uns zu bestreiten. Nach dem im Drachenboot üblichen Startsignal „Are you ready…? Attention …Go!“ durchpflügten wir mit unseren Paddeln so dermaßen die gute alte Dahme, dass wir nicht nur als zweites Boot die Ziellinie überquerten, sondern auch noch in einer (zumindest für uns) Weltbestzeit von 52,06 Sekunden. Was für eine Fabelzeit. Das musste doch nun definitiv der Klassenerhalt sein.
Mutig und selbstüberschätzend stellten wir uns nun für unseren dritten und letzten Lauf als Ziel, eine vier vor dem Komma haben zu wollen. Das Lauf drei dann mit einer 57 vor dem Komma endete, lag auch ein Stück weit an uns selbst. Wir wollten zu viel, jeder im Boot wollte unbedingt noch eine Schippe auflegen und schneller paddeln. Nur leider ging das auf Kosten der Gleichmäßigkeit. Alle paddelten wild durcheinander. Um das Finale der besten Fünf zu erreichen und um den Pokal mitzufahren, wurde die schlechteste Zeit gestrichen und die beiden besten Zeiten addiert. Als die Finalisten aufgerufen und auch unser Team genannt wurde, schalten durch unser Zelt „Finale, o ho, Finale, o ho ho ho.“ Doch bereits kurze Zeit später war das Finale für uns aber bereits wieder beendet: das Wettkampfgericht hatte sich verrechnet. Wir waren also der erste Finalist, der ungeschlagen aus dem Finale ausschied.
Traditionell nahmen auch ein offizielles Boot des 1. FC Union sowie die U19 des Bundesligisten an der Regatta mit teil. Aufgrund mangelnder Trainingseinheiten in einem Drachenboot starteten beide Teams in der Liga der „Amateure“. Auch mit einem eigenen Drachenbootteam am Start: „Eisern Inklusion“ mit Rollifahrern an Bord sowie das Team von „Nüchtern betrachtet“. Laut Facebook-Seite des Teams „…eine Gruppe von Unionern, die ein Suchtproblem (jeder Art) haben oder hatten. Wir möchten uns jenen Fans in unserer Unionfamilie widmen, die sich im „Abstiegskampf“ befinden, ihn verhindern wollen oder ihn bereits geschafft haben.“
Das Finale der fünft bestplatzierten Drachenboote fuhren die Teams „Flotter Dreier“, „OhNassis“, „12555 Köpenick“, „VSG Wuhlheide“ sowie „Dreki Ragnarök“ untereinander aus, mit dem besseren Ende für das Boot „Flotter Dreier“. Mit einer Siegerzeit von 51,61 Sekunden im Finallauf durften sie am Ende den Pokal des Union-Drachenboot-Fun-Cups in Empfang nehmen.
Für uns endete der bisher erfolgreichste Drachenbootcup auf Platz 8. Ziel erreicht: Klassenerhalt!!