Mit deutlich mehr als jenen Vier aus dem Märchen fuhren wir auf getrennten Wegen in die Hansestadt an der Weser. Und anders als die unvermittelbaren Arbeitsverweigerer erreichte das gute Grenzenlose Dutzend auch die Stadt.
Als erstes nahmen wir den beschwerlichen Weg zur Unterkunft auf. Nach endlosen 200 Metern kamen wir in der Herberge an und mussten auch keine Räuber vertreiben, sondern lediglich friedlich einchecken.
Nach einer kurzen Zimmerbesichtigung und Frischmachung nutzten wir die reichlich vor der Herberge haltenden Verkehrsmittel. Selbstverständlich vermieden wir die Straßenbahn nach Huchting, allein schon wegen des Graben, aber auch weil sie nicht in die von uns gewünschte Richtung fuhr. Die Lokalität mit dem Namen „Bolero“ ließ spanische Küche vermuten, kam dann aber als eine Burgerbraterei daher, mit einem tagesabhängigen Pastagericht. Die eigentlich nett und froh wirkende, aber zu Bremischer Selbstkasteiung (in Bremen sei alles kurz davor, ein Stoffwechselprodukt zu werden) neigende Kellnerin hielt trotz unserer Verwirrung stiftenden Art der Bestellung den Faden fest in der Hand, so dass all das Bestellte irgendwann auch zu den Bestellenden fand.
Mit Kohlenhydraten und Eiweißen aufgefüllt begaben wir uns auf eine kleine Sightseeingtour. Nach kurzem Weg durch einst mittelalterlich bebaute Gassen kamen wir auf einen Platz, wo neben einigen Restaurationen, auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten standen. Von einstiger Größe kündend das Rathaus und ne große Kirche sowie mit der Sachlichkeit der Gegenwart geschmückt – die Bürgerschaft.
An einer Seite des Rathauses, der Rückfront näher als dem Haupteingang, steht die bekannte Skulptur jener vier Tiere, die es, wie schon erwähnt, nicht bis Bremen schafften, deren Musikleidenschaft aber gedenkmalt wird. Zack: Programmpunkt Sightseeing abgehakt.
Weil sich beim ersten Auswärtsspiel, zurückhaltend formuliert, einige Unioner im „EISEN“ nicht zu benehmen wussten, reifte in unserer Blase der Entschluss mit einem Besuch durch uns und etwas Gin aus der Union-Destillerie und Werder-Devotionalien einen besseren Eindruck zu hinterlassen.
Ob dieser vielen Dinge, die vor dem Spiel zu erledigen waren, war der Entschluss des Rates der weisen Spieltagsplaner von DFL ein wirklich weiser. Ohne zu eilen, gelang uns dies alles. Aber auch bei später wie auswärtiger Spielansetzung, muss natürlich sichergestellt werden, dass das Licht im Stadion angeschaltet wird. Also nach zwei Bier ab zum Stadion. Obendrein genießt die Einlasssituation in Bremen keinen guten Ruf, was übrigens ganz wunderbar mit dem Gästeblock selbst harmoniert. Das Stadion selbst ist am Weserstrand eigentlich ganz hübsch gelegen.
Anders als beim Spiel unseres Berliner Nachbarn kamen wir alle vor Anpfiff rein. Unsere Szene machte ordentlich Rabatz und wir alle mit. Werder wohl noch in Weihnachtsstimmung machte hoch die Tür und weit das Tor und ließ uns den zuvor erhaltenen Rückstand dankenswerterweise zügig ausgleichen.
Nach der Pause wurde uniontypisch nochmal ein Gang höher geschaltet, was mit einer schnellen Führung belohnt wurde, die dann bis zum Ende hielt.
Wir hüpften und sangen viel, dass nur einer Deutscher Meister würde und fluteten in den Abend wie in die Bremer Kneipen. Unterschiedlich lang klang der Tag aus. Am nächsten Morgen fuhren wir auf vielfältigen Wegen und Problemen wieder nach Berlin mit der gewonnenen Erkenntnis, dass sich was Bess’res als den Tod allemal in Bremen finden lässt – nämlich drei Punkte.
Niemand weiß, wo Köln liegt.
Wahrscheinlich direkt neben Bielefeld