Ein Reisebericht von Cuttertom als temporärer Zaunfahnenbeauftragter auf Schalke
Ergebnis: 1:6
Die Anreise
Auswärtsfahren heißt für uns und unserem geografischen Startpunkt stets früh raus.
Endlich wieder Schalke. Es gibt nur wenig, was mehr nach Bundesliga klingt als Schalke. Sachen sortieren, Karte – check… Zaunfahne? Check!
Besser nur die kleine mitnehmen, das minimiert die Last der Verantwortung. Mit einem väterlichen Fahrdienst geht es zum Bahnhof. Pünktlich am Eingang neben dem Backwerk. Wieder ist da ein Mitarbeiter, der uns fragt, wo es hingeht und uns viel Glück wünscht. Tradition eben.
Aber diesmal sind wir nicht entspannt, auf die Abfahrt wartend, sondern diverse Fluglinien, mehr oder weniger direkte Verbindungen über diese oder jene Stadt schwirren hin und her. Europapokalfieber geht um. Weil die Ansetzungen am Samstag morgen veröffentlicht wurden, bestand Handlungsbedarf. Darüber hätten wir beinahe die Abfahrt verpasst. Also runter zum Bahnsteig. Ein Zug fährt ein. Kleines Chaos auf dem Bahnsteig, irgendwas zwischen veränderter Wagenreihung und wie bekommt man fast zeitgleich zwei Züge auf einen Bahnsteig.
Reiseleiter Dominik rief wie einige andere UnionerInnen auch Nummern in den Wagon, aber letztendlich hatten wir alle gebuchten Plätze gefunden und besetzt. Apropos buchen, Europapokal, Europapo…Flüge in Zügen buchen und auch Hotelzimmer. In der Ferne wurden von unseren Vorgereisten auch Fähren gebucht. Und plötzlich waren wir schon in Hannover. Im Angebot der Getränkeversorgung waren neben Wasser, Bier und Brause auch Berliner Luft und Nusslikör. Erste Kleinmengen wurden gereicht.
So zog sich die Fahrt hin und die Bahn erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen und schenkte uns allen Extrazeit. Und keine Zugteilung in Hamm, sondern erst in Dortmund! Doch in Dortmund wollte der Zug zumindest die Türen nicht mehr schließen. Aber UnionerInnen sind ja flexibel. Also alle raus aus dem ICE und rein in den RE. Die darin sitzenden Schalker waren von der plötzlichen einsetzenden rotweißen Flut wohl etwas überrascht. Ein in die nahe Zukunft weisendes Omen? Aber erstmal waren wir gute Gäste und unterhielten sie – mit eisernem Liedgut.
Endlich Gelsenkirchen Hbf! Aufgrund der großzügig vergebenen Extrazeit im Zug durch die DB entschlossen wir uns, die Sightseeingtour ausfallen zu lassen und direkt einen Shuttlebus zum Stadion zu nehmen. Die Länge der Fahrt kam aber Sightseeing schon sehr nahe.
Der Einlass am Stadion war langsam, aber stetig. Denn es wurde intensiv kontrolliert. Möglicherweise lag es daran, dass kurz vor uns die Szene ins Stadion ging. Aber eines fiel dennoch auf. Es wird offenbar in dieser Saison sehr intensiv nach Stickern gesucht. Schon in Mainz war dies auffällig. Mit expliziten Nachfragen uäm.
Wenn man mit Zaunfahne in der einen und Beutel in der anderen Hand proaktiv auf den Ordner zugeht, übersieht der doch glatt die Umhängetasche. Aber Respekt dem, dem er gebührt. Ich musste die Zaunfahne nicht entfalten und vorzeigen.
Eine gute dreiviertel Stunde vor Anpfiff waren wir Zugreisenden im Stadion. Unsere Vorgereisten hatten schon einen guten Platz gefunden, der auch ideal für stressfreies Zaunfahnenaufhängen geeignet war.
Die Fahne hängt. Da Jens die Fahne gleich mitnehmen möchte, weil er natürlich der Erste von uns beim Drachenboot-Fun-Cup sein wird, ernenne ich ihn zum Temporärentemporärenzaunfahnenbeauftragten.
Getränke sind da. Möge das Spiel beginnen.
Das Spiel
Was soll man zu einem Spiel sagen, dass so grandios ausging. Wir vertrauen unserem oberflächlichen und dem tiefgründigeren Eindruck unseres Trainers, dass es auch anders hätte ausgehen können. Zumindest bis zum Ende der ersten Halbzeit.
Anfänglich war das Stadion schon recht laut, was sicher auch der Architektur der Arena geschuldet sein mag. Wir mühten uns, aber dagegen anzukommen war aber nicht so leicht. Die Mannschaft half uns nach 6 Minuten mit einem ersten Treffer. Kurzzeitig hatten wir ein wenig die Oberhand. Doch so schnell gibt die Nordkurve natürlich nicht auf. Und auch ihnen half ein Unioner die Stimmung wieder in die blauen Sitzreihen zu treiben. Meinetwegen hätte Bülti sich mehr freuen dürfen. Aber er ist eben ein höflicher Mensch. Und ein Fußballgott.
Die Unioner in rot-weiß gestreift waren weniger sentimental und stellten recht zügig zu unserer Freude den alten Abstand wieder her. Und trotz, des auch von uns auf den Rängen festgestellten Eindrucks, dass die Schalker irgendwie ganz gut im Spiel zu sein schienen und Freddi, mehr als man sich es als Fan im Block wünscht, beweisen konnte, weshalb er die EINS trägt, bauten sie den Abstand auch noch aus. Mit 3:1 in die Pause war dann schon beruhigend.
Intermezzo – das Stadion
Irgendwie mag ich Deutschlands größte Turnhalle. Ja, es ist eine multifunktionale Arena am Gesäßmuskel der Stadt, wo drumherum wenig ist, was zum Verweilen verleiten würde. Leider war wegen der von der Bahn geschenkten Extrazeit auch gar kein Quäntchen Luft für die Schalker Meile.
Die Pre-Show ist von derselben Scheußlichkeit wie anderswo auch. Dem kann man sich ja einigermaßen mit Nichtbeachtung und Spott entziehen. Die Beschallungsverordnung scheint sich an der sächsischen orientiert zu haben. Schon sehr nah an der Schmerzgrenze. Als Enkel eines Bergmanns berührt das Steigerlied irgendwas in mir. Ich mag es. Auch wenn die Auer mit ihrem bei uns im Stadion a capella gesungenen Vortrag bei mir immer in den Recall kämen.
Zurück zum Spiel…
Nun ja 11 Unioner waren zurück zum Spiel. Alle anderen, inklusive der 11 Schalker auf dem Platz versuchten noch die Pause abzuschütteln, da stand es schon 4 zu 1 (!!!) . Leute, Leute, was ein Wahnsinn.
Ab jetzt waren unsere Bemühungen die bekannte Unionerlautstärke ins Stadion zu bringen von einer Leichtigkeit getragen und unterstützt von der Stille in den Heimbereichen. Dagegen kam auch die Nordkurve nicht mehr an.
Wir hatten Spaß und Bier. Dann kam Sven Michel Fußballgott ins Spiel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass im Fußballgottuniversum Sveni freundlich lächelnd die Höllenhunde bewacht. Denn mit der für diese Aufgabe nötigen Unerschrockenheit drosch er noch zweimal auf die Schalker Seele ein.
Der Herr Refereé hatte ein Einsehen und pfiff unter Verzicht einer Nachspielzeit ab. Und Union war für gut 2 Stunden Tabellenführer der Bundesliga. Leute, Leute, was ein Wahnsinn.
Für uns alle – noch 30!
Die Rückfahrt
Mir soll ja keiner mehr im Zusammenhang mit unserem Stadionausbau mit Verkehrskonzept kommen. Auch wenn die Gelsenkirchener das mit den Shuttlebussen quantitativ ganz gut organisiert hatten, weshalb die aber unter Polizeischutz alle zeitgleich zum Bahnhof losfahren müssen und nicht einfach, wenn einer voll ist, werde ich nicht verstehen. Zumal wir ja eigentlich keinen Beef mit denen haben, eher im Gegenteil.
Und man kann nur hoffen, dass es auch so bleibt, trotz der dummen Anfeindungen, die es beispielsweise auf dem Bahnhof gab. Schals wurden wohl auch gezogen. In Würde gewinnen, will auch gelernt sein.
Die Bahn war auch auf der Rückfahrt großzügig mit der angebotenen Verweildauer in ihrem Zug und wir hätten das sicher nach diesem Spiel auch reichlich genossen, wenn da nicht am sich nähernden Sonntag als Fanclub unsere sportliche Herausforderung gewesen wäre. So blieben wir fokussiert und tranken auch Wasser.
Damit gebe ich ab an die Reagattastrecke… Heinz Florian…
2 Antworten auf „Endlich mal wieder Schalke“