Drei Tage Union und zwischendrin Wolfsburg

Manche Ereignisse werfen ihre Schatten nicht nur voraus, sondern begleiten einen auch unmerklich durch den Tag. Es ist diese leichte Euphorie, die den Alltag heller erscheinen und unsere Schritte beschwingter sein lässt.

Am Freitag Vormittag kann man am Fanhaus die Eintrittskarten für Madrid sowie die CL-Dauerkarte abholen. In der warmen Septembersonne sitzend, zählen wir, haken ab, zählen erneut und verteilen die kleinen Schätze an die Boten. Glückliche Momente im Leben eines jeden Fußballfans, von denen wir nun schon seit Jahren reichlich haben. 

Wenn man aber unter der Woche durch Europa reisen will, gibt es einiges vorzubereiten. Neben längst Erledigtem wie Tickets und Logis zu buchen, so auch bei der Arbeit, damit die KollegInnen weniger zu tun haben, während man selbst unter Spaniens Himmel weilt.

Also die kleinen Schätzchen einpacken wie Frodo den Ring und ab zur Arbeit.

Nach einem sehr arbeitsreichen Restfreitag stehen wir Samstagmittag in beeindruckend großer Anzahl am Ostbahnhof auf den kleinen Sprung nach Wolfsburg. Es könnte eine der schönen kleinen Fahrten sein, wenn es nicht in eine drögesten Städte Niedersachsens ging. Selbst die Landeshauptstadt wirkt dagegen wie eine mediterrane Perle. Angesichts des Spielplans mit zuvor Salzburg/Nord und nachfolgend Hoffenheim wirkt Wolfsburg diesmal aber weniger grau. 

Apropos grau, wir waren rechtzeitig zum Einlauf von Wölfi im Stadion. Es gibt im Showbiz wenig beeindruckenderes als die Tanzeinlage von dem Flusenfell im leeren Stadion. Mittlerweile vermeidet er es aber, den Gästeblock begrüßen zu wollen. 

Trotz eines eigentlich recht guten Spiels verliert Union am Ende nicht ganz unverdient gegen die Autobauer(n). Unserer Stimmung konnte das Ergebnis weder während noch nach dem Spiel etwas anhaben. Selbst wenn wir rational natürlich von Spiel zu Spiel denken, waren unsere Herzen schon ein wenig auf dem Weg nach Madrid.

So gestimmt fahren wir heim.

Während am Sonntag die Union-Frauen in Adlershof gegen Viktoria gewinnen, findet im Stadion die Trauerfeier für Matti statt. Ich will gar nicht versuchen, irgendwas zu ihm und seinem Wirken für Union zu schreiben. Dafür kannte ich ihn nicht gut genug. Jede/r wird seine Momente mit ihm haben und die in Erinnerung behalten. 

Wir alle haben unsere Erlebnisse in diesem Stadion, die uns unvergessen bleiben, Auf- und Abstiege, große Spiele, Weihnachtssingen und vieles mehr. Aber selten war es beeindruckender als in diesem Moment des stillen Gedenkens.

Diese drei Tage Union sind wie ein großes Gleichnis auf das Leben. Wir brechen zu neuen, unverhofft erreichten Ufern auf, feiern, lachen, hoffen und wir trauern, weil ein Leben zu Ende gegangen ist.

Je mehr Menschen zusammenkommen, scheint der berühmte Kreislauf des Lebens nur ein großer Klecks zu sein, an dem alles zugleich ist. So werden wir jetzt freudig nach Madrid reisen und alle, die am Sonntag im Stadion waren, werden diese Gedenkfeier und das Gefühl einer tiefen Verbundenheit ebenso mitnehmen. Denn wir werden ewig leben!

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