Von einem der Larrys einen mitbekommen

Sinsheim, bekannt für seine Therme und das Technikmuseum, ist das letzte Reiseziel dieser eindrucksreichen Saison und liegt in dem topografischen Viereck Heidelberg/Heilbronn im Norden/Westen und im Süden Karlsruhe/Pforzheim. Ein Ort von dem Google schreibt, er sei eine Mittelstadt, jedem drei90-Hörer muss angesichts dieser Worte das Herz aufgehen. Ein Ortsteil Sinsheims heißt wie ein Bundesligist.

Von einer ausufernden Vereisenbahnung weitgehend verschont, bietet Sinsheim die Gelegenheit einer motorisierten Individualanreise. Mit dem besten nicht bei Union beschäftigten Busfahrer gleitet eine Gruppe in den Südwesten. Unsere Jayjays begleiteten die zwei Busse von “EISERN trotz(t) Handicap”, deren Fahrt wir unterstützt haben. Wir treffen die Gruppe irgendwo im Bayrischen auf einem Rastplatz. Kurzer Plausch, Stickertausch und ein wenig vorbeilaufenden Salzburg/Nord-Anhängern noch den ihnen gebührenden Respekt zollen. Leider haben sie den gesungenen Hinweis, dass es nicht koschere Rindviecher gibt, nicht annehmen wollen. Uns alle treibt der wehende Hauch des Historischen in die Rhein-Neckar-Gegend, so brechen wir die Pause ab.

Die Landschaft hügelt sich so dahin. Bis linker Hand auf einem der Hügel die “Pre Zero- Arena” auftaucht. Das sieht sogar ganz gefällig aus. Rechts versucht eine Tupolew 144 strahlengleich aus dem Technikmuseum in den Himmel zu fliehen. Erst dahinter erkennt man ihre ältere Schwester Concorde, die gleiches versucht. Doch stählerne Träger halten sie fest auf dem Kraichgauer Boden.

Auf der nach dem Impfstoff-versprechenden Mäzen benannten Straße werden wir auf einen Hinterhof geleitet, der jeder True-Crime-Serie als Szenerie Ehre machen würde.

Da noch ein Teil auf den bahnfahrenden Teil unserer Bubble warten und der andere hungergetrieben schon zum Stadion will, trennen wir uns kurzzeitig. Auf dem 650m langen Weg passieren wir eine Unterführung mit einem extrem hohen Dydydy-Potential.

Der weitere Weg könnte idyllisch anmuten. Zum Glück nimmt die nebenher verlaufende Autobahn mit ihrem Geräuschpegel jeden mildestimmenden Anflug von Idylle.

Der Vorplatz vor dem Gästeeingang ist gut befestigt, die Busse freut es. Aber weit und breit kein Stand, wo man sich versorgen könnte. Ins Stadion dürfen wir noch nicht. Der Plan, am Stadion noch was zu essen, scheitert. “Ja, mach nur einen Plan…” Auch sonst ist hier nichts, was zum Verweilen einlädt, weder vor noch nach dem Spiel wie in fast allen diesen generischen Standorten.

Vor Anpfiff erinnerten die Hoffenheimer Ultras eindrucksvoll an einen verstorbenen jungen Mann, der an ebendiesem 20. Mai 26 Jahre alt geworden wäre. Eine große schwarze Blockfahne wird hochgezogen und in der Mitte ein einzelnes Bengalo hochgehalten. So weit, so eindrucksvoll. Leider konnte sich der Stadionsprecher nicht zurückhalten und musste auf das Pyroverbot hinweisen. Zur Bestätigung gingen nun noch acht weitere hoch und dafür gab es Pfiffe in dem heimischen Rund und Applaus aus dem Gästeblock. 

Mit dem Einziehen der Blockfahne enthauchten zwei Rauchtöpfe ihren blauen und weißen Inhalt und mit einer prophetischen Weitsicht für das kommende Geschehen wurde in unserem Block der Spielabbruch gefordert. Dieser Forderung kam der Mann im neongrünen Shirt nicht nach, sondern unterbrach das Spiel nur, weil der galaxieweit unsympathischste Torhüter ein wenig eingenebelt wurde.

… 

Sieben Minuten später ging es dann doch los. 

Es gab den ungerechtfertigsten Elfmeter in der langen Geschichte der ungerechtfertigten Elfmeter. Kramaric verzögerte den dann auch noch so, dass ich mich in meiner Haltung bestätigt sah, dass dieses Verzögern verboten werden sollte. Anlaufen und durch. Ansonsten wurden die Gastgeber dem T in ihrem Namen gerecht und machten oft was mit Bodenturnen.

Doekhi schoss ein Tor nach einer Ecke und Laïdouni auch.

Trotz der Niederlage feierte der Block Europa bzw. Unions Teilnahme an den UEFA-Wettbewerben, was bei der Mannschaft nur so mittel begeistert aufgenommen wurde. Das ist aber unmittelbar nach Abpfiff auch leicht nachvollziehbar. 

Unangenehm empfand ich die Gesänge zum Abstieg von Hertha. Zum einen, weil wir selbst grad verloren haben und zum anderen so über die Kraichgauer Bande jemanden, der schon am Boden liegt, mit Spott überziehen, fühlt sich nicht richtig an.

Nach einer von einigen notwendigen Essenspausen unterbrochenen Rückfahrt sind wir Sonntag früh zurück in der schönen Stadt.

Während der Fahrt haben wir unsere gesehenen Saisonspiele im Stadion gezählt und kommen auf 37 bis 44. Ich selbst stehe bei 42. Damit sollten alle Fragen beantwortet sein.

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