Vor dem Start des Brot-und-Buttergeschäftes ist Pokal. Zumindest für Erstligisten. Alle anderen haben schon Pflichtspiele in den Beinen. Das hat sicher den Vorteil, dass zumindest die minimale Chance besteht, den vermeintlich Größeren auf dem falschen Fuß zu erwischen, wie es einigen ja gelungen ist.
Schon bei der Auslosung dachte ich, jetzt noch uff’n Sonntach. Ich wurde erhört. Viel weiter südwestlich als nach Walldorf fahren zu müssen, war kaum möglich. Was ein Glück, dass es den Verein traf, der der nordöstlichste aus der ersten Liga ist.
Einige werden natürlich sofort an SAP, Hopp und die Region gedacht haben. Die Schlichteren wie ich haben eher Kulinarisches und hochpreisiges Übernachten im Sinn gehabt. Haha, willste jut übernachten, musste ins Waldorf Astoria, willste aber Union in der 1. Hauptrunde sehen, musste zu Walldorf Astoria. Nur, um festzustellen, alles hängt mit allem zusammen. Denn Herr Astor stammt aus Walldorf und hat jenes Hotel gegründet, um einen Salat zu erfinden. Ein Nachgeborener aus einem Nachbarmittelstädtchen drückt jetzt der Region nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell seinen Stempel auf.
Die Kombination aus Spielansetzung und Entfernung ließ unsere Reisegruppe sehr übersichtlich werden, sodass ein PKW ausreichte. Wir sammelten uns am Sonntagmorgen ein und fuhren einen eigentlich vertrauten Weg, denn es ging ja in die Region. Unterbrochen von einigen Rauch-, Trink- und Pinkelpausen und verlängert durch eine romantische Abkürzung, bei der kurzzeitig ein analoges Navigationssystem zum Einsatz kam, erreichten wir Walldorf. Parkten am ortsansässigen Zoo. Liefen dann sehr allein durch das sehr feine Städtchen.
Ich fühlte mich an den Satz eines Freundes erinnert, der zu einer Zeit als sich der Staub der einstürzenden Mauer noch nicht gelegt hatte, nach Baden-Württemberg fuhr und seine Reisebeschreibung damit begann, dass dort der Reichtum aus dem Kellerfenster kotzen würde. Nun sind einige Jahre ins Land gegangen und es mag in seiner Absolutheit so nicht mehr stimmen, aber zumindest für Walldorf stimmt es sicher noch. Diese Gewerbesteuer kann eine einträgliche Sache sein.
Uns begegnende Walldorf-Natives versicherten uns, dass wir richtig seien und das Stadion sich in der von uns vermuteten Nähe befinde.
Stadt und Verein schienen sich wirklich auf dieses Spiel zu freuen. Es wurden extra Tribünen aufgebaut, auch im Gästebereich. Der Stadionsprecher erwähnte die gute Zusammenarbeit mit der Unionseite. Eilte uns da ein Ruf voraus, der lediglich falsch adressiert war? Ebenso oft sprach er vom Champions League-Teilnehmer und meinte tatsächlich Union.
Das, was einer aktiven Fanszene in irgendeiner Weise nahe kommt, scheint es beim FC Astoria Walldorf so nicht zu geben. Angesichts dessen, was sich alles an höherklassigen Vereinen in der näheren Umgebung tummelt, vielleicht auch nicht so verwunderlich. Jedenfalls haben wir als Stadionbesucher die angekündigte Blau-Weiße Fan-Choreo nicht mitbekommen.
Jedenfalls waren wir auch auf den Rängen mit der vollen Kapelle da. Und wie auf dem Platz die Spieler brauchten auch wir etwas, um in Fahrt zu kommen.
Aber auch schon vor dem Tor war zu erkennen, dass wir dieses Jahr eine Union-Mannschaft sehen werden, die deutlich mehr spielerische Akzente setzen wird. Aber sagt es bloß nicht weiter, damit die andern weiterhin in ihrem Klischee vom langen Ball vor sich hin dämmern können.
Der ihnen dann schon nicht zum ersten Mal entwischte Fofana wurde dann von der Hüfte des Astoria-Verteidigers erwischt und ging zu Boden. Und natürlich in der langen Geschichte der Elfmeter gab es nie zuvor einen gerechtfertigteren Strafstoß. Ich möchte zugestehen, dass möglicherweise, in einer sehr kleinlichen Regelauslegung der VAR das korrigiert hätte, haben, wollen, müssen…
Knoche schoss sehr souverän vom Punkt und das Spiel öffnete sich zu unseren Gunsten. So stand es zur Halbzeit #dreinull. Diesen sehr schönen, beinahe anmutig zu nennenden Spielstand verbesserte Haberer mit einem waffenscheinpflichtigen Schuss zu einem weniger anmutigen Vier zu Null. Man kann eben nicht alles haben. Mit Abpfiff wird aus der Anfeuerung Feierei, die in ihrer unionischen Ausprägung noch von den Neuen erkennbar gelernt/begriffen werden muss.
Mit “… Und niemals vergessen … ” verabschieden wir uns von der Mannschaft und dem Ort, wo mehr Menschen arbeiten als wohnen. Es ist nur eine Etappe.
Auf der Rückfahrt ist die erste Raststätte unsere – hm, Fastfood…Aber ausgehungert wie wir waren, hätten wir auch eine Porridge-Bar leer gefuttert.
In sehr frühen Morgenstunden trennen wir stückchenweise und gegen fünf ist diese Auswärtsfahrt schon in die Annalen dieser Saison eingegangen.
Eine Antwort auf „In DIE REGION gefahren“