„Wir fahren weit, wir fahren viel und haben nur das eine Ziel…“ – wenn dieses Lied ertönt, packen viele Unioner aus unserem Fanclub die Zahnbürsten ein und machen sich auf den Weg zu irgendeiner Auswärtsfahrt bis weit in die entlegensten Winkel dieser Republik, um unsere Fußballgötter auf fremden Plätzen sangestechnisch zu unterstützen.
Das diese Unterstützung nicht nur für den von uns sehr geliebten Fußball gilt, bewies der 6. Mai 2024. An diesem Tag standen für uns als EUFC Grenzenlos Eisern zwei sehr wichtigen Veranstaltungen auf dem Plan, für die wir sogar unseren wertvollen Urlaub opferten – genau wie zu einer Auswärtsfahrt nach JWD.
Wenn von Inklusion die Rede ist, denken viele Menschen sofort an eine schulische Integration. „Inklusion ist ein Ziel, das viele Menschen für die Gesellschaft haben. Damit ist gemeint, dass alle Menschen von der Gesellschaft akzeptiert werden sollen, mit oder ohne Behinderung. Die Menschen sollen so angenommen werden, wie sie sind, denn Unterschiede sind normal. Alle Menschen sollen die Möglichkeit haben, am Leben in der Gesellschaft teilzunehmen. Niemand soll benachteiligt sein, weder bei der Arbeit noch in der Freizeit.“ (Bundeszentrale für politische Bildung).
Und genau aus diesem Grund lädt seit nunmehr drei Jahren unser Herzensverein, der 1. FC Union Berlin, jeweils am europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Beeinträchtigung zu einem Begegnungsnachmittag in unser Allerheiligstes Wohnzimmer, in die Alten Försterei ein. Denn auch für uns als Fußballfans ist es wichtig, dass alle Unioner und Gäste gleichberechtigt und selbstbestimmt unsere rot/weißen Fußballgötter anfeuern können.
Als einziger Fanclub wurden wir von der AG Inklusion der Fan- und Mitgliederabteilung (FuMA) und der Stiftung „Union Verein – Schulter an Schulter“ eingeladen, uns den über 500 Besuchern des Nachmittags als Fanclub vorzustellen, über unsere Ziele und Wünsche als Fanclub und Vorstellungen eines gemeinsamen Miteinanders zu berichten. Von Beginn an war unser Stand, der zusammen mit dem Türöffner e.V., “Nüchtern betrachtet, mehr vom Spiel” und Mosaik e.V. direkt neben dem Eingang in den Biergarten unseres Wohnzimmers zu finden war, dicht umlagert.
Mit Buttonmaschine, tollen Motiven und jeder Menge Stickern ausgerüstet, kamen wir an diesem Tag von 15 bis 19 Uhr mit vielen beeinträchtigten und nicht beeinträchtigten Unionern ins Gespräch, übergaben am Ende der FuMA eine bis zum Rand prall gefüllte Spendenbox und waren live dabei, als unser Präsident Dirk Zingler, die Trennung vom Trainer Bjelica bekanntgab sowie Erik von der Gegengerade mit Klampfe und Stimme eindeutig via Berliner Verfassung bewies „Rot und Weiß sind die Farben von Berlin“ (Artikel 5). Schöne Grüße auf diesem Wege nach Westend! 😉
Allerdings sollte dieser Tag für uns als Fanclub ein weiteres Highlight bereithalten. Aber dazu war es notwendig, dass sich unsere grenzenlose Crew des Nachmittags aufteilte. Der eine Teil, um weiter fleißig mit Buttonmaschine und ausgeklügelten Union-Motiven ausgerüstet weiter Kinder und Erwachsene mit schicken Buttons und Stickern glücklich zu machen. Der andere Teil begab sich auf „weite Auswärtsfahrt“ mit der Linie 60/21 direkt von der Alten Försterei non Stopp nach Friedrichshain, um 25 Haltestellen später im besten Trink- und Fußballlokal überhaupt, dem PANENKA, bei Robo aufzuschlagen.
Dort hatten wir als Fanclub mit dem Buchautor und Journalisten, Ronny Blaschke eine sehr wichtige Verabredung. Ronny, der unter anderem für den Deutschlandfunk, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau hauptsächlich über politische Themen im Sport berichtet, hatte mit seinem nunmehr sechsten Buch mit dem Titel „Spielfeld der Herrenmenschen – Kolonialismus und Rassismus“ ein Thema aufgegriffen, was durchaus als Gründungsantrieb für unseren Fanclub galt: Rassismus und Antisemitismus im Fußball.
In insgesamt 90 Minuten – der Dauer eines gepflegten Fußballspiels – hörten und diskutierten ca. 50 Fußballfans von und mit Ronny Blaschke, warum gerade hauptsächlich der europäische Kolonialismus für Rassismus im heutigen Fußballgeschäft mit verantwortlich ist. Ausgiebig wurde diskutiert, Meinungen und Erfahrungen aus den Stadien ausgetauscht sowie das eine oder andere Bier in die trockenen Kehlen gekippt. Insgesamt 22 Bücher hatte Blaschke mit dabei und packte am Ende genau NULL Bücher wieder in seine Tasche. Ausverkauft!!
An dieser Stelle noch ein kleiner Servicehinweis: ihr habt keine Dauerkarte oder Ticket für die Alte Försterei? Kein Problem: dann schaut doch einfach mal bei Robo im PANENKA zum Fußballgucken vorbei. Neben Leinwänden und Bildschirmen in allen Räumen, hat Robo auch zahlreiche lokale und internationale Biere im Angebot. In diesem Sinne: Support your local Trinklokal!